![Almog Cohen (li.) und Robert Mak vom 1. FC Nürnberg vollziehen den neuesten Bussi-Bussi-Trends.](http://blog.nn-online.de/hirnduebel/wp-content/uploads/sites/12/2011/12/bussi-250x322.jpg)
Almog Cohen (li.) und Robert Mak vom 1. FC Nürnberg vollziehen den neuesten Bussi-Bussi-Trends.
Es gab Zeiten, in denen der Deutsche so etwas wie der Finne von heute war. Geküsst wurde im Normalfall bestensfalls die eigene Frau. Sonst aber niemand. Der schnelle, beidseitige Wangenkuss hat somit einen Migrationshintergrund. Ich sehe einen wesentlichen Grund in der massenhaften Brenner-Überquerung ab der Wirtschaftswunderzeit. Die Deutschen brachten von diesen Reisen neben Aufklebern, mit denen die erfolgreiche Bewältigung der Großglockner-Hochalpenstraße nachgewiesen werden konnte, vor allem auch den Traum mit, selbst einmal ein bisschen Italiener zu sein.
Wer aber die Glückwunsch- oder Abschieds-Zeremonien in Italien kennt, weiß, dass es bei einem dortigen Festessen einer Großfamilie mindestens 45 Minuten dauert, ehe jede/r jede/n geküsst hat.
Dieses ansich flüchtige Zuneigungs-Ritual machte alsbald in der italienischten Großstadt Deutschlands, in München, die Runde. Es kam zur Bildung der so genannten “Bussi-Bussi-Gesellschaft”. Da aber das Geschehen in der Glitzer-City an der Isar von Menschen in anderen Gebieten stets mit einem gewissen Minderwertigkeitskomplex verfolgt wurde und wird, sah auch die fränkische Bevölkerung Nachholbedarf.
Von der Mentalität her ist der Franke zwar eher ein bayerischer Finne. Er küsst von sich aus erst dann, wenn es einen geistig-mentalen Hintergrund hat. Aber man will ja nicht hinter den Münchnern zurückstehen, selbst wenn es einen beim “Bussi, Bussi!” innerlich gottserbärmlich graust. Es muss halt sein.
Erstaunlich ist eigentlich nur, dass sich der Wandel in den Urlaubsgewohnheiten noch nicht auf die Küsserei ausgewirkt hat. Immer mehr Menschen fahren in die Türkei. Dort wird eifrigst gebusselt. Allerdings küssen in der Regel Männer andere Männer und keine Frauen. Und umgekehrt. Man sieht das zwar immer öfter. Aber alles muss man auch nicht kopieren.