Als Blogger mit einem Herz für Kurioses werde ich den Cavaliere im Falle seines tatsächlichen Verschwindens auch vermissen. Denn er war stets ein zuverlässiger Click-Generator. Bezogen auf die meistgelesenen Beiträge meines Blogs ist er die Kader Loth der europäischen Politik. Ein irrealer Typ, dessen Haare wie aufgeklebt und hingetatscht aussehen und bei dessen maskenhaftem Gesicht man sich inzwischen fragt, ob darin nicht schon mehr Falten weggebügelt wurden als im Gesicht von Cher.
Berlusconi, das ist ein mit Testosteron getunter Gerhard Schröder. Ein Regierungschef, der sich keine Mühe gibt, seine Niveaulosigkeit durch schlaues Gerede zu kaschieren. Eine Beschreibung für Barack Obama wie “Er ist jung, gut aussehend und gut gebräunt” kann nur von ihm kommen. Schließlich ist er ein Medien-Mogul, der seinen Landsleuten auf allen Kanälen vorführen lässt, wie Frauen auszusehen haben: Brünette Mähne, möglichst blaue Augen, Traumfigur und ganz lange Beine auf sehr hohen Schuhen.
Über die Frage, wie er sich überhaupt so lange halten konnte, rätselt die halbe Welt. Ich sehe es so: Die Leute glaubten an ihn, dass er “den Menschen Arbeit gibt”, wie mir ein Italiener mal erklärt hat. Es wurde bewundert, wie er sich aus einfachen Verhältnissen nach oben gearbeitet hat. Berlusconi verkörpert den Typ des Unternehmers, der gegen alle Widerstände von Behörden und/oder Staat sein Ding macht. Er beherrscht die typischen Konversations-Gesten der Italiener perfekt. Und seine Frauen-/Mädchen-Affären? Er arbeitet doch auch viel. Ein erfolgreicher Mann muss sich auch mal etwas gönnen dürfen.
So haben das viele im Volk gesehen. Silvio Berlusconi auch. Ob er geht, ist für mich noch nicht sicher. Da fehlen noch einige Beratungen mit seinen Anwälten. Wenn es aber so kommen sollte, wie er jetzt gerade scheint, dann habe ich einen Wunsch: “Bitte, Silvio, nimm beim Abschied deine Maske ab. Ich möchte wissen, wer du wirklich bist.”